10 1/2 - Ten and a Half (OmU)

Länge:
112 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Daniel Grou
Darsteller:
Robert Naylor (Tommy), Claude Legault (Gilles), Félixe Ross (Sonia), Martin Dubreuil (Luc), Eugénie Beaudry (Karine) u. a.
Genre:
Drama
Land:
Kanada, 2010

Damit konfrontiert zu werden, wozu Menschen fähig sind, kann ganz schön niederschmetternd sein – erst recht, wenn es sich bei den Tätern noch um Kinder handelt. Tommy ist so ein Charakter, der mit seiner Geschichte unsere Vorstellung von Kindheit aufs Ärgste strapaziert und im ersten Moment bloß Fassungslosigkeit zurücklässt. Doch die Welt hinter dieser Fassade ist vielschichtig, so viel wird in dem französischen Drama „10 ½ - Ten and a Half“ recht schnell deutlich. Sicher kein Film, den man sich mal eben zur Unterhaltung anschaut, sondern einer von der schwer verdaulichen Sorte. Dafür eindrucksvoll und mit einfachsten Mitteln unfassbar gut inszeniert. Aber worum genau geht es eigentlich dabei?

Weil er einen anderen Jungen dazu zwingen wollte, ihm einen zu blasen, landet Tommy mit nur zehneinhalb Jahren in einer geschlossenen Einrichtung für jugendliche Straftäter. Hier muss er damit zurechtkommen, dass ihm zum ersten Mal klare Grenzen gesetzt werden – und auch, dass da Menschen sind, die sich wirklich um ihn sorgen. Doch das ist für den Jugendpsychologen Gilles und den Rest des Betreuungsteams ebenfalls eine riesige Herausforderung. Denn mit seinem von Pornos geprägten Weltverständnis und den zerstörerischen Wutanfällen ist Tommy mit Abstand der härteste Fall in der Gruppe. Doch auch wenn die Hoffnung zunehmend der Verzweiflung weicht, kann Gilles den Jungen einfach nicht aufgeben – und kommt so ganz allmählich dem Ursprung seiner Wut und damit einer erschütternden Kindheit auf die Spur.

Allein für die Glanzleistung des jungen Hauptdarstellers Robert Naylor lohnt sich „10 ½ - Ten and a Half“ allemal. Man ist die ganz Zeit ganz nahe bei Tommy – hin- und hergerissen, ob man ihn schrecklich findet oder doch irgendwie sympathisch. Und je mehr wir dann über ihn erfahren und miterleben, was er durchmacht – woher sein sich ständig unbändig entladender Gefühlswust kommt –, desto mehr sind wir auch von Mitgefühl erfüllt. Eine ebenso krasse wie einnehmende Achterbahnfahrt durch einen Teil unserer Welt, den wir lieber ausklammern würden. Und doch ist es gut, sich ab und an mit diesen Facetten zu konfrontieren. Weil es zeigt, wie vielschichtig wir alle mit unseren verschiedenen Vergangenheiten sind – und uns so womöglich ein wenig verständnisvoller macht bei Begegnungen, mit denen wir bisher nur überfordert waren.

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Französisch

Untertitel: Deutsch

Anbieter

FilmverleihALIVE

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (34. Woche 2020).