1000 Arten Regen zu beschreiben

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
92 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
29.03.2018
Regie:
Isabel Prahl
Darsteller:
Emma Bading (Miriam), Bibiana Beglau (Susanne), Bjarne Mädel (Thomas), Louis Hofmann (Oliver), Janina Fautz (Elli) u. a.
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2017

Mike ist 18 geworden, doch er verweigert sich, dies zu feiern oder auch sonst mit seiner Familie in Kontakt zu treten. Seit Wochen hat er sich in seinem Zimmer eingeschlossen und verlässt es nicht. Seine Eltern und seine jüngere Schwester stehen vor verschlossener Tür. Auch der Hund kratzt vergebens. Zwischen Hoffen und Wut schwanken die Emotionen der Familienmitglieder. Aus Scham wird nach außen die Geschichte aufrecht erhalten, dass Mike in die USA gegangen sei. Aber seiner Schwester Miriam fällt es immer schwerer, mit dieser Lüge zu leben. Sie vermisst den Bruder einerseits, ist von ihm aber auch enttäuscht und beginnt, ihre eigenen Grenzen auszutesten. Vater Thomas steigert sich in seine Arbeit hinein und versucht, ein teures medizinisches Hilfsmittel für einen behinderten Kunden zu organisieren, damit dieser wieder sprechen kann. Mutter Susanne baut Kontakt zu einem Mitschüler von Mike auf und sieht in ihm zunehmend einen Ersatzsohn. Dabei driftet die Familie immer weiter auseinander. Bis es nicht mehr geht.

Das Phänomen, dass junge Leute sich der Welt verweigern und einfach in ihrem Zimmer einsperren, ist in Japan keine Seltenheit und nimmt auch in Europa zu. Hikikomori nennt es sich. Die Gründe dafür, von zunehmendem Leistungsdruck auf den Einzelnen bis hin zu politisch, gesellschaftlich und klimatisch trostlosen Perspektiven für den Planeten, mögen vielfältig sein. „1000 Arten Regen zu beschreiben“, der Debütspielfilm der deutschen Regisseurin Isabel Prahl, trifft die interessante Entscheidung, die Frage nach der Motivation eines solchen Verweigerers nicht zu beantworten. Tatsächlich kann man Mike, der sich in seinem Zimmer einschließt, den ganzen Film über nur erahnen. Die Geschichte konzentriert sich ganz auf seine Eltern und seine Schwester. Familienmitglieder, die bisher in scheinbar gutem Kontakt zu Sohn und Bruder standen, offen und zugewandt wirken und deswegen von Mikes Entscheidung umso härter getroffen werden. Ist Mikes Verhalten in einer Zeit, in der Eltern fast wie Freunde für ihre Kinder sind, nicht die ultimative Rebellion? Thomas, Susanne und Miriam finden ihren jeweils eigenen Weg, mit der Situation umzugehen. Sie überschreiten in ihrer verzweifelten Emotion Grenzen und werden aus ihrer bisherigen braven Lebensweise herauskatapultiert. Die starken Schauspieler Bjarne Mädel, Bibiana Beglau und Emma Bading sind das Zentrum des Films und zeigen auf beeindruckende Art das Schwanken zwischen Wut und Verletzlichkeit. Isabel Prahl erzählt nah an den Figuren und schafft es, in eindrucksvollen Bildern den beklemmenden Kosmos dieser Familie spürbar zu machen. Eine atmosphärisch starke Geschichte, die einem im Kopf bleibt und auf dem „Black Nights Filmfestival“ in Tallinn bereits den Preis als bester Debütfilm gewann.

Kirsten Loose

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch

Untertitel: Englisch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (50. Woche 2018).