Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

Prädikat wertvoll
Länge:
116 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
23.02.2023
Regie:
Sonja Heiss
Darsteller:
Camille Loup Moltzen (Josse, 7 Jahre), Arsseni Bultmann (Josse, 14 Jahre), Merlin Rose (Josse, 25 Jahre), Casper von Bülow (Philipp, 18 Jahre), Devid Striesow (Richard), Laura Tonke (Iris)
Genre:
Drama , Jugend
Land:
Deutschland, 2022

„Ich hab so viel geheult und gelacht, das war richtig beglückend!“ sagt eine Zuschauerin nach der Premiere von „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ in Berlin. Der Film eröffnete die Sektion Generation bei der Berlinale und erntete Riesenapplaus. Nicht nur an diesem Abend! Regisseurin Sonja Heiss hat mit ihrem neuen Film die Herzen vieler Festivalbesucher*innen erobert. „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ basiert auf der gleichnamigen, autobiografischen Familiengeschichte von Schauspieler, Regisseur und Autor Joachim Meyerhoff. 2013 erschienen, landete sie schnell auf der Bestseller-Liste.


Darum geht es in „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“?


In den 1970er Jahren wächst der 7-jährige Joachim zusammen mit seinen älteren Brüdern Philipp und Patrick auf dem Gelände der größten Kinder- und Jugendpsychiatrie Schleswig-Holsteins auf. Sein Vater Richard leitet die Klinik auf dem Hesterberg, in der nicht nur psychisch kranke, sondern auch Menschen mit geistiger Behinderung untergebracht sind. Mehr noch: Er versucht das Konzept einer solchen Einrichtung, die damals als reine „Verwahranstalt“ gedacht war, zu reformieren. Josses Mutter Iris ist Hausfrau. Dieses Haus und damit das Leben der Familie ist allerdings schon verdammt ungewöhnlich! Schließlich wohnen die Fünf quasi mit den Patient*innen unter einem Dach, wenn auch unter einem sehr großen. Am liebsten stromert Joachim, von allen Josse genannt, übers Klinikgelände. Angst oder Scheu vor den Patient*innen hat er nicht, sind sie doch auch regelmäßig zu Hause zu Gast. Mit einigen ist Josse befreundet, vor allem bei dem riesigen, stummen „Glöckner“ findet er Trost. Josse selbst plagen maßlose Wutanfälle, denen die Eltern mit dem „Rütteltrick“ beizukommen versuchen. Dabei wird der wütende Josse kurzerhand auf die Waschmaschine gesetzt, der Schleudergang eingeschaltet und während Mutter Iris genüsslich neben ihm eine Zigarette raucht, beruhigt sich ihr Sohn beim Durchrütteln.

Der Film begleitet Josse, wie er langsam erwachsen wird: Seine erste Liebe in der Klinik kennenlernt, sie auf tragische Weise verliert, selbst als Patient von seinem Vater behandelt werden muss, nach Amerika zum Schüleraustausch geht und dann mit dem Unfalltod seines Lieblingsbruders Philipp fertigwerden muss. Mit 25 Jahren kehrt Josse noch einmal auf den Hesterberg zurück. Vater Richard feiert seinen 60. Geburtstag. Er hat Krebs und weiß, dass er nicht mehr lange leben wird. Iris, die sich mittlerweile von ihm getrennt hat und in Italien lebt, ist auch gekommen. Wie immer hat Richard einige seiner Patient*innen eingeladen. Sie sprechen unbeschwert über den Tod und darüber, was danach kommt.


Lohnt sich der Film für dich?


„Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ ist ein Film der großen Gefühle. Lachen und Weinen liegen hier dicht nebeneinander, wie im echten Leben. Sonja Heiss inszeniert diese Familiengeschichte humorvoll und mit leichter Hand, ohne die tragischen Momente zu verniedlichen. Dabei nimmt der Film zunächst den naiven und vielleicht gerade deshalb so genauen Blickwinkel eines 7-Jährigen ein und später die unbestechliche Sichtweise eines 14-Jährigen, was ihm ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit verleiht. Dazu trägt aber auch der fabelhafte, spielfreudige Cast bei – sei es in den erwachsenen Rollen oder in denen der Kinder und Jugendlichen. Frech und pfiffig Camille Loup Moltzen als 7-jähriger Josse, oder Arsseni Bultmann, der u.a. schon für „Servus Papa – See You in Hell“ vor der Kamera stand und unglaublich vielschichtig den Josse mit 14 Jahren darstellt, oder auch Casper von Bülow als jugendlicher Philipp. Die Rollen der Patient*innen haben Personen aus Wohngruppen und einer Theatergruppe für Menschen mit Behinderung übernommen. Da ihnen keine feststehenden Dialoge oder Figuren übergestülpt, sondern die Szenen mit ihnen gemeinsam vor dem Dreh improvisiert und erarbeitet wurden, konnten sie sich und ihre Erfahrungen in die Geschichte einbringen. Auch das sorgt mitunter dafür, dass dieser Film viele spannende Blickwinkel eröffnet.

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (30. Woche 2023).