The Archies

Länge:
143 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Regie:
Zoya Akhtar
Darsteller:
Agastya Nanda (Archie Andrews), Khushi Kapoor (Betty Cooper), Suhana Khan (Veronica Lodge), Vedang Raina (Reggie Mantle), Mihir Ahuja (Jughead Jones), u. a.
Genre:
Musikfilm , Bollywood , Jugend , Love Story , Politischer Film
Land:
Indien, 2023

1941 ging die US-Comicserie der Archie-Comics an den Start. Seitdem ist sie vielfach in Real- und Zeichentrickfilmen adaptiert worden. Die bekannteste und umfangreichste Adaption ist die US-Serie „Riverdale“ (2017-2023) mit bisher sieben Staffeln. Netflix hat nun einen Ableger realisiert, der die Story in eine Kleinstadt in Nordindien verlegt, die 1914 von einem britischen Offizier gegründet wurde und in der Inder*innen und Brit*innen friedlich zusammenleben.


Worum es in „The Archies“ geht:


1964 spielt der attraktive Schwerenöter Archie mit seinem besten Freund Jughead in der Rock'n'Roll-Band The Archies und steckt in einer romantischen Klemme: Er kann sich nicht entscheiden, wen er mehr liebt: die liebreizende Nachbarstochter Betty oder die verwöhnte reiche Unternehmerstochter Veronica. Obendrein erhält Archie die Zusage für ein Studium an einer Hochschule in Großbritannien, wo sein Onkel lebt. Doch dann tut sich für die Clique der 17-jährigen Jugendlichen an der örtlichen High School ein viel größeres Problem auf. Veronicas skrupelloser Vater kauft eine ganze Ladenzeile auf, um ein modernes Einkaufszentrum zu errichten, und will mitten im idyllischen Green Park ein großes Hotel bauen. Archie und Co. finden sich damit nicht ab und sammeln Unterschriften für eine Petition. Doch die Frist läuft bald ab.


Der Clou an dieser „Riverdale“-Variante im Retro-Look:


Farbenfrohe Kulissen, eingängige Songs und mitreißende Choreos – Regisseurin Zoya Akhtar hat aus dem eher düsteren Drama ein schwungvolles Bollywood-Musical gemacht. Der Gute-Laune-Film kombiniert dabei Teenager-Konflikte rund um erste Liebe und Eifersüchteleien, Schule, Familie und Peer Group mit einer ordentlichen Prise Naturschutzengagement.

Akhtar nimmt sich reichlich Zeit, um auch wichtige Nebenfiguren wie den genialen Technik-Nerd Dilly, die schrullige Nebenjob-Friseurin Ethel oder den Möchtegernkomiker Reggie mit jeweils eigenem Erzählbogen auszustatten. Das trägt allerdings erheblich dazu bei, dass der ohnehin leicht vorhersehbare Film deutliche Längen aufweist. Insbesondere einige der Songs würde wohl kaum jemand vermissen. Auch bei den Dialogen erklären die redseligen Figuren ihre Emotionen und Motive allzu oft allzu ausführlich aus. Dafür fallen die Choreographien umso einfallsreicher aus. Eindeutiger Höhepunkt des Films ist eine Szene, in der die Mitschüler*innen Archie mit der Song- und Tanzeinlage „Alles ist Politik“ vor Augen führen, dass er es sich mit seiner Aussage „Politik interessiert mich nicht“ zu leicht macht. Das fängt mit „der Minirockfrage“ an und hört mit der Zulassung von Klassen mit Mädels und Jungs auf. Natürlich wird der Luftikus und Schürzenjäger rasch bekehrt und stellt sich an die Spitze der Öko-Widerstandsbewegung, die in ein genretypisches Happy Ending mündet.

Bei so viel Herz-Schmerz-Pirouetten und Umweltaktivismus verschenkt Akhtar bis auf einen knappen animierten Vorspann die Gelegenheit, die Untiefen der Kolonialgeschichte erzählerisch fruchtbar zu machen. In ihrem märchenhaft stilisierten Musical spielt sie nur gelegentlich kurz auf die Unabhängigkeitserklärung von 1947 an, umschifft aber ansonsten die dunklen Kapitel der Jahrhunderte langen blutigen britischen Kolonialherrschaft und den langwierigen Kampf für die Unabhängigkeit. Derlei Schwächen lassen sich in dem offensichtlichen Unterhaltungsfilm angesichts der soliden Schauspielleistungen aber leicht verschmerzen. Vor allem in dem Liebesdreieck aus Suhana Khan, Khushi Kapoor und Agastya Nanda (Veronica, Betty und Archie) stimmt die Chemie, so dass die Funken sprühen können. Susana Khan, eine Tochter des Bollywood-Superstars Shah Rukh Khan, hat dabei mit der ebenso charmanten wie spitzzüngigen Head-Turner-Schönheit Veronica die reizvollste Rolle erwischt und setzt dabei immer wieder Glanzpunkte.

Reinhard Kleber

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (49. Woche 2023).