5 Jahre Leben

Ohne konkrete Beweise wird der Deutschtürke Murat Kurnaz als islamistischer Terrorverdächtiger im Umfeld der Anschläge vom 11. September 2001 verhaftet und ab Januar 2002 ohne Anklage im Internierungslager auf der Guantanamo Bay Naval Base auf Kuba festgehalten. Obwohl seine Unschuld sich relativ schnell als sehr wahrscheinlich herausstellt, wird er nicht freigelassen, offenbar auch, weil dies von deutscher Seite nicht erwünscht ist. Stattdessen wird sowohl psychische als auch physische Gewalt gegen ihn eingesetzt, um ihm unter der Folter ein Geständnis abzupressen, welches das Vorgehen der Behörden und der Geheimdienste gegen ihn nachträglich rechtfertigen würde. Kurnaz legt aber kein Geständnis ab und beginnt statt dessen, gegen das ungerechte System zu kämpfen. Die Filmhandlung endet 2004, über zwei Jahre bevor Kurnaz endlich freigelassen wird.

Der beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2013 uraufgeführte und dort mit dem „Interfilm-Preis“ und dem „Preis der Jugendjury“ ausgezeichnete Film ist das Langspielfilmdebüt und die Abschlussarbeit von Stefan Schaller an der Filmakademie Baden-Württemberg. Dieser fühlte sich persönlich von Kurnaz‘ Schicksal angesprochen und stellte in den Fokus seines politisch mehr als unbequemen Films vor allem die äußerst ambivalente Beziehung zwischen Kurnaz und Gail Holford, einem Verhörspezialisten der CIA. Dabei entgeht er der Gefahr, sich zu klischeehaft auf die menschenverachtenden Foltermethoden der Militärs zu konzentrieren und Kurnaz nur als völlig hilfloses Opfer darzustellen. Stattdessen zeigt er die unglaubliche Willenskraft verbunden mit einem starken Glauben, durch die Kurnaz diese schwere Zeit überstanden hat, während andere nicht überlebt haben. Besonders hervorzuheben sind die Leistungen der beiden Hauptdarsteller. Ein Film, der zwar die politischen Hintergründe weitgehend ausblendet, aber gegen jede Art von Folter Stellung bezieht, die Einhaltung der Menschenrechte anmahnt, die Erbärmlichkeit des Systems Guantanamo wie auch einiger deutscher Behörden vor Augen führt und obendrein ein Mut machendes Beispiel gibt, dass man die Hoffnung nicht verlieren darf.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Digital 2.0
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch

Holger Twele